it can be done

BerlinWoman

berlinman (2)Seit vorgestern hat der riesige BerlinMan-Wanderpokal, weibliche Edition, für die nächsten zwei Jahre ein neues Zuhause chez Neuscheler gefunden. Da kann ich mal meine Fertigkeiten im Abstauben und Polieren üben. Eine willkommene Abwechslung zwischen all dem Schwimmen, Radeln und Laufen. Und die brauche ich anscheinend, denn wenn ich momentan auf mein Bike schaue, ist der Sand und Dreck von den nassen Straßen noch deutlich erkennbar.

Nun aber von vorne. Am frühen Sonntagmorgen präsentierte sich die Wechselzone am Strandbad Wannsee unter grauen Wolken, aber trocken. Die wie immer tollen und freundlichen Helfer der Weltraumjogger waren schon kräftig am Arbeiten. Ich packte meine Laufschuhe in eine Plastiktüte, stülpte mich in meinen Neoprenanzug und machte mich auf den Weg runter zum Wannsee.

Eine knappe Stunde (und ein Schwimmen) später befand ich mich wieder auf diesen endlos erscheinenden Stufen hoch zur Wechselzone. Die Beine und der Atem brannten. Nach zügigem Wechsel konnte ich doch tatsächlich als Erste auf die Radstrecke gehen. Ein neues Gefühl für mich, denn normalerweise beginnt jetzt immer die Aufholjagd. Na gut, dann war ich halt mal die Gejagte. Warum nicht.

Vier Runden à ca. 22km ging es auf dem Rad durch den Grunewald. Viermal brannten die Beine hoch zum Grunewald-Turm, und viermal wurden wir Berlinfrauen und -männer auf Kopfsteinpflaster durchgeschüttelt. Hier hieß es „Safety First“, denn die Wolken hatten sich leider doch noch für ergiebigen Regen entschieden. Es bildeten sich Pfützen in meinen Radschuhen und ich freute mich schon auf die trockenen Laufschuhe in meiner Tüte.

Trotz des miesen Wetters hatten sich einige Zuschauer an der Laufstrecke eingefunden (danke fürs Anfeuern!). Auch wenn ich beim Wechsel auf die Laufstrecke schon einen guten Vorsprung hatte, wollte ich als BerlinWoman eine starke Leistung bringen. Beim abschließenden 20km-Lauf trieb mich nicht zuletzt die subtile Motivation von Timon an („OK, Evi, das sieht fast wie Sport aus!“, oder „Ab jetzt darfst du eigentlich laufen, wenn du möchtest!“), und die 1:25h für diese Strecke gingen in Ordnung.

Ein passabler Wettkampf also an einem nassen Tag. Und was kam dabei heraus?

  • Ein hoffentlich guter Zwischenschritt in vollem Training auf dem Weg zum Ironman Barcelona am 05. Oktober
  • Der Titel „BerlinMan“ für Frauen
  • Ein riesiger Wanderpokal, zwei weitere Pokale, eine Medaille, ein gelbes Trikot und ein gigantisches Bierglas nebst alkoholfreiem Inhalt.
  • Und schließlich, falls ich mir dies mal erlauben darf: die Erkenntnis, dass eine monetäre Aufmerksamkeit des Veranstalters nicht geschadet hätte, und sei sie nur symbolisch. Das kriegt man sogar im Spreewald hin. Der BerlinMan hat viel Strahlkraft: Da gibt’s große Ankündigungen, ein Vorwort von Klaus Wowereit, Sponsoren, etliche (nicht zu knapp) zahlende Teilnehmer u.s.w. Aber nicht mal mehr einen nützlichen Gutschein für irgendwas für die Sieger. Dies einfach mal als kleiner Denkanstoß… und alternativ würde sich Berlinfrau zumindest über ein Blümchen freuen.

Stay tuned, und ihr wisst ja: Am 5 Oktober wird’s ernst in Barcelona.

Eure Evi

Schweizer Realismus

Nach den Hitzeschlachten, die in den letzten Wochen in Frankfurt und Roth stattfanden, präsentierte  sich Zürich von seiner regnerischen Seite. Was für mich völlig in Ordnung war. Ironman Switzerland: meine erste Langdistanz seit fast zwei Jahren!
Beim Schwimmen gleich die erste Überraschung: es lief gut! (wer mich kennt, weiß, dass ich eine Art schwimmende Nicht-Schwimmerin bin). Ich fand mich schnell in einer flüssigen Gruppe ein und konnte das Tempo halten.  Nach der ersten Hälfte des Schwimmens gab es einen Landgang über eine kleine Insel mit vielen jubelnden Zuschauern (super!). Ich konnte kaum glauben, dass ich die weiße Badekappe mit der 52 von Erika Csomor neben mir sah, neben der ich mit mehreren anderen Top-Frauen am Ende auch aus dem Wasser stieg.
Doch dieses Mal ging das Rennen für mich nach dem Schwimmen mal nicht erst richtig los. Das Radfahren lief zwar recht gut, und für die anspruchsvolle Strecke war ich trotz der Rückstände zur Spitze mit meinem Split (5:09h) zufrieden. Nicht nur die knackigen Anstiege, auch die Abfahrten bei nassem Straßenbelag waren „nicht ohne“ gewesen.
Aber spätestens beim Laufen kam dann der „Reality Check“, eine Portion Schweizer Realismus. Ich schlug zwar ein solides Tempo an, aber fühlte mich wenig dynamisch und einfach eine Nummer zu langsam. Anders als beim Hurra-Stil der Mitteldistanz in Aarhus vor einem guten Monat merkte ich schnell: diesmal reicht es nicht, um im Konzert der etabliertesten Konkurrenz mitzuspielen. Wenn die stärksten Mädels den Marathon im Bereich 3:00h bis 3:15h laufen, dann muss ich einfach sagen: mir fehlte und fehlt da noch ein Stück.Immerhin: ich wurde zwar nach hinten noch etwas langsamer, aber brach nicht ein. Das heißt: ich bin trotz der fehlenden Trainingskilometer beim Laufen zumindest stabil. Und es sprang noch eine Top Ten Platzierung raus; die Konkurrenz war ja wahrlich nicht mies. Also insgesamt kein schlechtes Rennen. Und schließlich: Pete Jacobs, Ironman-Weltmeister 2012, landete weit hinter mir (was er sich bei seinem Auftritt in Zürich gedacht hat, würde ich ihn dann doch gerne mal fragen ;)).

Diesmal also Realismus statt Hurra. Und ich weiß, was ich zu tun hab bis zur nächsten Chance (Ironman Barcelona Anfang Oktober).

Wie immer vielen Dank euch allen für den grandiosen Support – ob an der Strecke, per Nachricht oder telepathisch!

Eure Evi