Das dänische Aarhus hat mir nicht nur ein Lächeln geschenkt, sondern zum ersten Mal den Sprung aufs Treppchen bei einem IRONMAN 70.3 Mitteldistanz-Triathlon!
Gut ein Jahr nach meinem Unfall beim IRONMAN 70.3 in Berlin und einer Pechsträhne mit kleineren und größeren Verletzungen ging ich vergangenen Sonntag hochmotiviert und ziemlich aufgeregt an den Start. Heute musste es einfach klappen!
Das Schwimmen in der kalten Ostsee war für mich erwartungsgemäß kein Zuckerschlecken. Im Kampf gegen Quallen und Kälte verlor ich zunächst die Spitzengruppe außer Augen und erreichte als 11. die Wechselzone.
Mein Wechsel aufs Rad war dann pures Entertainment fürs Publikum. Hier ging so ziemlich alles schief. Was mich aber selbst verblüffte: Ich ließ mich davon nicht verunsichern, lachte über mich selbst, trat in die Pedale und konnte gleich zu Beginn der Radstrecke ordentlich Druck machen und ein paar Konkurrentinnen wieder einsammeln. Es lief wie am Schnürchen auf dem schönen, kurvenreichen Kurs durch die hügelige Landschaft, so dass ich nach 90 km mit 3:12h zum zweiten Mal in die Wechselzone kam, und diesmal ging der Wechsel wesentlich flüssiger.
Alles fühlte sich klasse an – und meine Ausgangsposition für den anschließenden Halbmarathon war besser, als ich es mir hätte träumen können. Zu meiner großen Überraschung ging ich auf Platz 3 liegend auf die Laufstrecke; mit einem Rückstand von knapp einer halben Minute auf Parys Edwards, die aber gleich Gas gab.
Ich lief ruhig an, fand mein Tempo und ließ mich von der dänischen Euphorie am Straßenrand nach vorne treiben. Es war großartig und machte so viel Spaß, dass mich auch Blasen an den Füßen ab Kilometer 8 und später Magenprobleme nicht einschüchtern konnten. Ich wollte einfach das Tempo halten und kämpfen. „Weg-Lachen“ war die Devise – und es funktionierte. Einige Minuten vor dem Ziel sah ich Parys auf einmal direkt vor mir und konnte noch ein bisschen drauflegen und sie überholen. Nach 4:42h erreichte ich als Zweite hinter der grandiosen Camilla Pedersen den Zieleinlauf, den ich richtig auskostete. Geschafft! Ich bin glücklich und kann meine Platzierung noch immer kaum glauben! Freunde, seht Ihr mich lächeln?
Manchmal habe ich das Gefühl, alles dreht sich um Pläne in meinem Leben.
Sei es der einzelne Tag, an dem ich pünktlich um kurz nach 6 Uhr aufstehe, um 8 Uhr mein Schwimmtraining beginne, um mich spätestens um 11 Uhr bei der Arbeit einzufinden. Dann geht’s vielleicht um 16 Uhr aufs Fahrrad. All das gepaart mit der notwendigen Logistik, essen, schlafen… und es geht wieder von neuem los.
Dann ist da der Makrokosmos der Saisonplanung: Akribisch gehe ich mit meinem Coach durch, welche Wettkämpfe optimal passen und wie wir die Trainingsphasen legen. Auf welche Wettkämpfe ich mich passgenau vorbereite, und durch welche ich eher „durchtrainiere“.
Im Dezember weiß ich also möglicherweise schon, was ich im Oktober des nächsten Jahres vor habe – zumindest, was die großen Highlights betrifft.
Ab und zu gibt es eine kleine Planänderung, die aber nicht wirklich ins Gewicht fällt: Wenn z.B. ein Schnupfen droht oder das Wetter mit einem Hagelschauer nun mal gar nicht so mitspielen will. Alles kein Grund zur Sorge. Das gehört dazu. Seit meinem Unfall im letzten Juni gibt es allerdings auch große Planänderungen, und die bringen das ganze Konstrukt dann doch ziemlich ins Wanken. So auch diesmal. Wie viele von euch wissen, wollte ich beim Ironman Lanzarote am 17. Mai mitmachen. Mehrere Wochen hatte ich mich schon im Winter vor Ort im Club La Santa vorbereitet – voller Vorfreude, denn irgendwie fühlt es sich dort wie ein zweites zu Hause an. Allein, es wird nichts draus.
Bei einem regionalen Cross-Duathlon Ende März, der als Test diente, knickte ich beim Laufen mit dem Fuß um und zog mir Verletzungen an Bändern und Knochen zu. Das bedeutete für mich nun eine 4 bis 6-wöchige Laufpause, die erst jetzt langsam zu Ende geht. Eine zu lange Unterbrechung, um auf Lanzarote hintenraus wettbewerbsfähig 42 km zu laufen. Da muss die Vorfreude wohl noch etwas länger andauern. (und der nächste Plan für Mai 2015 ist schon geschmiedet)
Was sind all die Pläne am Ende wert? Manchmal sehr wenig. Und dennoch müssen neue aufgestellt werden, damit es weitergeht. Dieses Jahr nehme ich mir nun noch den Ironman 70.3 Switzerland am 1. Juni und den Ironman Copenhagen am 24 August vor. Alles andere bleibt erst mal wie gehabt.
Aber wie wir alle seit Forrest Gump wissen: „Life is like a box of chocolates. You never know what you’re gonna get.”
Ich hoffe, ihr hattet schöne Ostern und genießt den Frühling.
Eure
evi