Half Challenge Fuerteventura
Vor kurzem konnte ich den Halbmarathon in Öpfingen in flottem Tempo gewinnen. Ihr wisst das vielleicht nicht, aber in der Gegend um Ulm liegt der Läufernabel der Welt. Hier hat schon Dieter Baumann seine Runden gedreht. Bis auf ein paar Blasen am Fuß hatte ich mich auch schon vorher gut gefühlt. Und im Anschluss immerhin Detailkenntnisse über Pflaster, Hirschtalg, wasserdichte Verbände und sogar lokale Antibiotika gesammelt.
Zurück in Berlin warteten Arbeit, die Einrichtung der neuen Wohnung, Zahnarzt, Training und ein neu eingestelltes Wettkampfrad auf mich. Ein volles Programm, und das kurz vorm ersten wichtigen Wettkampf: der Half Challenge auf Fuerteventura, einer „Mitteldistanz“ (1,9 km Schwimmen, 90 km Radfahren, 21,1 km Laufen).
Eine Woche davor wollte ich beim Berliner Halbmarathon noch locker „mittraben“ und nach km 14 die Abbiegung nach Hause nehmen. Es kam aber alles anders. Am Samstag Nachmittag fühlte ich mich schon total ausgeknockt und hing fröstelnd in meiner Daunenjacke an der Heizung.
Am Sonntag Morgen wachte ich schweißgebadet auf und sah nur einen roten entzündeten Fuß. Statt Halbmarathon bei Sonnenschein ging die Abbiegung also zur Notaufnahme. Meine Gedanken drehten sich nur noch um den Samstag der kommenden Woche. Würde ich starten können? Die Ärztin begutachtete meinen Fuß und schüttelte nur mit dem Kopf. Den Rest gab mir die Assistentin, die ausrief: „Wie, zu dieser Jahreszeit schon ein Bienenstich?“. Meine einzige Chance lag darin, den Fuß zu kühlen und hochzulegen und auf eine Wunderheilung zu hoffen.
Zum Glück sah es am Montag schon wieder besser aus, und am Dienstag konnte ich schon fast wieder normal gehen. Mein Arzt, Coach und ich entschieden daher unisono: Hinfliegen und den Wettkampf rocken!
In Fuerteventura angekommen, traute ich mich am Donnerstag schon kurz aufs Rad und dann ins Meer. Letzteres stellte sich als Fehler heraus. Es kam Sand in die Wunde, der Fuß schmerzte wieder und eine rote Schwellung begann sich erneut zu bilden. Einmal mehr hatte ich Glück, dass ein lokaler Arzt mich mit hautähnlichem Klebepflaster und wasserdichten Verbänden notversorgte. Zu diesem Zeitpunkt waren es noch 14 Stunden bis zum Start – das hatte ich mir wahrlich entspannter vorgestellt. Kurz vor Sonnenaufgang klingelte der Wecker, und mein Fuß fühlte sich besser an. Puh. Ready to go!
Beim Startschuss hatte ich ordentlich Adrenalin, aber ein richtiger Flow kam nicht auf. Die Schwimmzeit war dann auch be…scheiden. Immerhin fühlte ich mich auf dem Rad solide und verlor nicht allzu viel Zeit auf die Führenden. (Für diejenigen, die allen Ernstes meine Wechselzeiten recherchieren und analysieren, sei gesagt: Während des Wechsels auf die Laufstrecke habe ich mir in aller Ruhe das besagte Pflaster auf die verletzte Stelle geklebt…). Ich lief recht flott an, aber irgendwie hatte dieser Wettkampf doch eine kleine Krönung verdient?! Bitte sehr: Ich verpasste die Wende zur zweiten Laufrunde und absolvierte daher statt 21,1 km über 25 km. Hat jetzt noch jemand eine Frage über meinen Geisteszustand an jenem Tag?? Mein Coach, der zunächst erschrocken und resigniert über meine Laufzeit schien (die er zu Hause am Rechner verfolgt hatte), sagte daraufhin am Telefon nur lakonisch: „Schade, dass es keine 28km waren; dann wäre das eine richtig gute Laufzeit gewesen“.
Was hilft nach so einem Erlebnis? Eigentlich nur eins: Ein wenig Humor verbunden mit Ruhe – in der liegt ja bekanntlich die Kraft. Auf zu neuen Ufern. Stay tuned!