it can be done

Code Roth

Challenge Roth – 8 Juli
Jetzt sind es nur noch wenige Tage zu meiner Langdistanz (3,8km Schwimmen – 180km Radfahren – 42,2km Laufen) in Roth bei Nürnberg. Die Aufregung aber auch die Vorfreude steigt langsam. Letzte Woche hat das Trainings-Volumen schon merklich abgenommen und diese Woche heißt es jetzt integrieren, die Batterien füllen und noch ein paar kleine Trainingsanreize setzten.
Mein FOCUS-Trirad wurde mit Aero-Laufrädern ausgestattet und nochmal von einem Spitzen ‚Schrauber‘ unter die Lupe genommen. Sodass alles perfekt passt und eingestellt ist. Und ja es fühlt sich gut an! Die Gänge flutschen, die Bremsen stimmen und die Laufräder machen schöne Geräusche. Jetzt wird es in die Sci’con Radtasche sicher eingepackt und sicher ins schöne Franken transportiert.
Mein Vorrat an Riegeln und Gels ist auch aufgestockt und jetzt muss ich mir nur noch Gedanken machen welche Geschmacksrichtungen ich mit aufs Bike nehme.
Die nächsten Berichte folgen direkt aus Roth.

Roth ist toll!
Da Roth nur ein Hotel (das Gasthaus Krone) hat und ungefähr 3000 Sportler mit Begleitung in den nächsten 3 Tagen hier eintrudeln werden kommen viele Athleten bei einheimischen Familien unter. Ich habe das Glück bei Frau B. zu wohnen, die mich hier herzlich aufgenommen hat. Heute Morgen gab es zum Frühstück Himbeeren aus dem Garten und mittags wurde der Fenchel samt Karotten geerntet. Einfach großartig sind auch die Gurken!
Noch ist das kleine 20.000 Einwohnerstädtchen verschlafen und nur ein paar Fahnen am Straßenrand lassen erahnen dass in 3 Tagen hier der Triathlon-Nabel der Welt sein wird.
Heute Morgen hat schon mal die NADA zur Doping-Kontrolle eingeladen.
Da ich schon im Städtchen war bin ich gleich in das zentral gelegene Freibad gegangen um ein paar Bahnen zu schwimmen.
http://www.stadtwerke-roth.de/freizeitbad.htm
So macht Schwimmen Spaß.
Abends hat sich der Sohn von Frau B. noch an mein Hinterrad geklebt und wir sind eine kleine Runde durch das schöne Franken gefahren. Da kommt richtig Vorfreude auf. Tolle Straßen, tolle Landschaft und eine wunderbare Luft. Das abschließende Läufchen durch den Kiefernwald war dann noch die Krönung.
Leider sind die Tomaten noch nicht reif aber Morgen pflücke ich mir wieder ein paar Himbeeren  und lass die Seele baumeln im Garten von Frau B.

Code Roth

„Code Roth“ ist die schrille Beschriftung einer Reihe von T-Shirts, die mehrere anscheinend ambitionierte Triathleten vergangenes Jahr im Trainingslager in La Santa trugen. Irgendwie blieb dieser Begriff bei uns hängen. Im letzten Herbst nahm ich mir vor, bei der Challenge Roth zu starten – und seitdem stellte sich die Frage, ob ich den Code Roth würde knacken können. Am letzten Sonntag war es soweit. Das ging ungefähr so:

03:39. Der Wecker klingelt. Jetzt ist also tatsächlich der 08.07., der seit ca. 8 Monaten rot(h) in meinem Kalender steht. Meine zweite Langdistanz beginnt in knapp drei Stunden, und erstmals bin ich als Profi-Starterin gelistet. Es ist Zeit, zu zeigen, was ich kann. Porridge mit Honig lässt mich langsam erwachen. Ich gehe nochmal zehn Minuten in mich, und schon sind wir auch auf dem Weg nach Hilpoltstein zum Schwimmstart. Es ist hell und scheint ideales Wetter zu sein.
05:20. In der Wechselzone ist schon einiges los. Mit klassischer Musik im Hintergrund präpariere ich meine FOCUS-Rennmaschine. Helm, Sonnenbrille, Startnummernband und Verpflegung – check! Alles ist an seinem gewohnten Platz, die Schuhe sind eingeklickt und mit Gummis fixiert. Nun noch die Reifen aufpumpen und dann den Neoprenanzug überstreifen.
06:25. Die erste Startergruppe darf sich zum Schwimmstart begeben. Ich bin überrascht, wie warm der Main-Donau-Kanal ist. Kurz schwimme ich wieder Richtung Ufer, um meinen Zeittransponder zu fixieren, und lande genau vor den Füßen von meinem Coach. Wir klatschen uns nochmal ab, mein Daumen geht nach oben – ich bin bereit für den Start!
06:30. Startschuss. Und was für einer. Wow, halb taub mit 300 überwiegend sehr starken Schwimmern zu starten ist schon besonders. Die ersten 200m ist es sehr schwer, in den Rhythmus zu finden. Danach aber schwimmt es sich super. Im Kanal ist eine gute Orientierung möglich, und bis auf eine kleine Schramme (Leute, schneidet doch mal eure Nägel!) an der linken Wange komme ich gut durch. Mit „Hells Bells“ von ACDC steige ich aus dem Wasser und mache mich auf zum Rad.
07:34. Ich schaue auf die Uhr und strahle innerlich. Das war für mich eine sehr gute Schwimmzeit; ich hatte nicht damit gerechnet, nach 1:04 schon auf dem Rad zu sitzen und langsam in die Gänge zu finden. Dennoch weiß ich: Die besten Damen schwimmen hier unter 50 Minuten, und ich werde kaum unter den ersten 20 sein… Die Temperatur ist ideal – nur der Wind macht mir an einigen Passagen zu schaffen. Die Beine fühlen sich gut an. Nicht zu viel drücken im ersten Viertel, hatte mein Coach gesagt. Ich bin nach 40 km einen Tick langsamer als erhofft, aber fühle mich bereit für den langen Tag. Nach 70 km darf ich den „Solarer Berg“ erleben. Die Atmosphäre dort ist ihrem Ruf gemäß grandios! Viele Hunderte Menschen stehen Spalier und feuern mich lauthals an. Es steigen La Ola-Wellen auf und ich werde fast vom Rad geschmissen. Das kannte ich bis jetzt nur von Bildern aus Alpe d’Huez, von der Tour de France. Ich halte meine Gänge gut, und fühle mich in Kontrolle…
12:46. Schon befinde ich mich auf der Laufstrecke. Es fühlt sich alles gut an, und ich finde in mein Lauftempo bei gut viereinhalb Minuten pro km. Auf der Radstrecke hatte ich schon drei Mädels überholt, und schon ist auch die nächste in Sicht. Ich pirsche mich langsam heran und ziehe vorbei. Langsam aber sicher spüre ich die Belastung, „the wear and tear of the race“, wie der große Dave Scott es einst nannte. Die leichten Anstiege auf der Strecke fallen immer schwerer. Das wahre Rennen beginnt doch erst auf dem letzten Drittel des Marathons… Zum Glück ist ab da wie von Geisterhand mein Coach immer wieder am Streckenrand, der mich sehr motiviert, und mir die Erlaubnis gibt, schneller zu werden 😉 Mein schwerfällig gewordener Schritt wird wieder etwas dynamischer. Nun zähle ich die Kilometer rückwärts.
16:06. Beim Einlauf in die Zielkurve sehe ich 9:36 Stunden auf der Uhr und bin überwältigt. Die monatelange Vorbereitung hat sich gelohnt, der Druck fällt ab, ich habe es geschafft und bin geschafft! Als Gesamt-13. laufe ich ins Ziel…

Was heißt das alles nun? Ich habe meine zweite Langdistanz eine halbe Stunde schneller als die erste absolviert, und weiß, ich befinde mich auf einem guten Weg. Es gab sechs bis sieben Triathletinnen in Roth (allen voran die großartige Siegerin Rachel Joyce), die sich im Bereich um oder unter 9 Stunden noch in einem ganz anderen Universum bewegen. Ich verstehe jetzt viel besser, was hinter einer solchen Leistung an Mischung aus großem Talent, enormem Aufwand und eisernem Willen steht. Ob ich in dieses Universum jemals kommen kann, ist die große Frage – nur eines weiß ich: Roth hat mich motiviert, meinen Weg weiterzugehen, um zu sehen, wo er noch hinführen kann. „Code Roth“ ist geknackt.

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Liebe Grüße, Eure
Evi