it can be done

Schweizer Realismus

Nach den Hitzeschlachten, die in den letzten Wochen in Frankfurt und Roth stattfanden, präsentierte  sich Zürich von seiner regnerischen Seite. Was für mich völlig in Ordnung war. Ironman Switzerland: meine erste Langdistanz seit fast zwei Jahren!
Beim Schwimmen gleich die erste Überraschung: es lief gut! (wer mich kennt, weiß, dass ich eine Art schwimmende Nicht-Schwimmerin bin). Ich fand mich schnell in einer flüssigen Gruppe ein und konnte das Tempo halten.  Nach der ersten Hälfte des Schwimmens gab es einen Landgang über eine kleine Insel mit vielen jubelnden Zuschauern (super!). Ich konnte kaum glauben, dass ich die weiße Badekappe mit der 52 von Erika Csomor neben mir sah, neben der ich mit mehreren anderen Top-Frauen am Ende auch aus dem Wasser stieg.
Doch dieses Mal ging das Rennen für mich nach dem Schwimmen mal nicht erst richtig los. Das Radfahren lief zwar recht gut, und für die anspruchsvolle Strecke war ich trotz der Rückstände zur Spitze mit meinem Split (5:09h) zufrieden. Nicht nur die knackigen Anstiege, auch die Abfahrten bei nassem Straßenbelag waren „nicht ohne“ gewesen.
Aber spätestens beim Laufen kam dann der „Reality Check“, eine Portion Schweizer Realismus. Ich schlug zwar ein solides Tempo an, aber fühlte mich wenig dynamisch und einfach eine Nummer zu langsam. Anders als beim Hurra-Stil der Mitteldistanz in Aarhus vor einem guten Monat merkte ich schnell: diesmal reicht es nicht, um im Konzert der etabliertesten Konkurrenz mitzuspielen. Wenn die stärksten Mädels den Marathon im Bereich 3:00h bis 3:15h laufen, dann muss ich einfach sagen: mir fehlte und fehlt da noch ein Stück.Immerhin: ich wurde zwar nach hinten noch etwas langsamer, aber brach nicht ein. Das heißt: ich bin trotz der fehlenden Trainingskilometer beim Laufen zumindest stabil. Und es sprang noch eine Top Ten Platzierung raus; die Konkurrenz war ja wahrlich nicht mies. Also insgesamt kein schlechtes Rennen. Und schließlich: Pete Jacobs, Ironman-Weltmeister 2012, landete weit hinter mir (was er sich bei seinem Auftritt in Zürich gedacht hat, würde ich ihn dann doch gerne mal fragen ;)).

Diesmal also Realismus statt Hurra. Und ich weiß, was ich zu tun hab bis zur nächsten Chance (Ironman Barcelona Anfang Oktober).

Wie immer vielen Dank euch allen für den grandiosen Support – ob an der Strecke, per Nachricht oder telepathisch!

Eure Evi

IRONMAN 70.3 in Aarhus – der Stadt des Lächelns

20x30-IRAA1383Zieleinlauf 70.3 Aarhus20x30-IRAG022320x30-IRAG0223Das dänische Aarhus hat mir nicht nur ein Lächeln geschenkt, sondern zum ersten Mal den Sprung aufs Treppchen bei einem IRONMAN 70.3 Mitteldistanz-Triathlon!

Gut ein Jahr nach meinem Unfall beim IRONMAN 70.3 in Berlin und einer Pechsträhne mit kleineren und größeren Verletzungen ging ich vergangenen Sonntag hochmotiviert und ziemlich aufgeregt an den Start. Heute musste es einfach klappen!

Das Schwimmen in der kalten Ostsee war für mich erwartungsgemäß kein Zuckerschlecken. Im Kampf gegen Quallen und Kälte verlor ich zunächst die Spitzengruppe außer Augen und erreichte als 11. die Wechselzone.

Mein Wechsel aufs Rad war dann pures Entertainment fürs Publikum. Hier ging so ziemlich alles schief. Was mich aber selbst verblüffte: Ich ließ mich davon nicht verunsichern, lachte über mich selbst, trat in die Pedale und konnte gleich zu Beginn der Radstrecke ordentlich Druck machen und ein paar Konkurrentinnen wieder einsammeln. Es lief wie am Schnürchen auf dem schönen, kurvenreichen Kurs durch die hügelige Landschaft, so dass ich nach 90 km mit 3:12h zum zweiten Mal in die Wechselzone kam, und diesmal ging der Wechsel wesentlich flüssiger.

Alles fühlte sich klasse an – und meine Ausgangsposition für den anschließenden Halbmarathon war besser, als ich es mir hätte träumen können. Zu meiner großen Überraschung ging ich auf Platz 3 liegend auf die Laufstrecke; mit einem Rückstand von knapp einer halben Minute auf Parys Edwards, die aber gleich Gas gab.

Ich lief ruhig an, fand mein Tempo und ließ mich von der dänischen Euphorie am Straßenrand nach vorne treiben. Es war großartig und machte so viel Spaß, dass mich auch Blasen an den Füßen ab Kilometer 8 und später Magenprobleme nicht einschüchtern konnten. Ich wollte einfach das Tempo halten und kämpfen. „Weg-Lachen“ war die Devise – und es funktionierte. Einige Minuten vor dem Ziel sah ich Parys auf einmal direkt vor mir und konnte noch ein bisschen drauflegen und sie überholen. Nach 4:42h erreichte ich als Zweite hinter der grandiosen Camilla Pedersen den Zieleinlauf, den ich richtig auskostete. Geschafft! Ich bin glücklich und kann meine Platzierung noch immer kaum glauben! Freunde, seht Ihr mich lächeln?

Zieleinlauf 70.3 Aarhus

 

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